Aus der Autostadt kommen künstlerische Impulse, Leonberger Kreiszeitung, 17.01.2011
Aus der Autostadt kommen künstlerische Impulse
Sindelfingen Zahlreiche Besucher haben zufriedene Aussteller bei der
dritten Antik & Kunst-Messe hinterlassen. Von Anja Tröster
Das Jahr des Automobils war Anlass für die Veranstalter der dritten Antik & Kunst, die Besucher dieses Mal erstmals aus den Messehallen hinauszuführen: Ein Oldtimerbus stand bereit, um die Neugierigen zur Privatsammlung im Schauwerk, zum Meilenwerk Böblingen sowie zur Ausstellung in der Galerie der Stadt Sindelfingen zu bringen. Gut 30 Kunstinteressierte haben das ungewöhnliche Abendprogramm genutzt, so Wiltraud Hinz-Hohenstein von der Messe Sindelfingen. Die Begeisterung der Gäste sei Ansporn, nächstes Mal erneut eine solche Rundreise anzubieten.
Mobilität war auch das Thema der Sonderschau bei der Kunstmesse des Stuttgarter Kunstvereins Syrlin. Die gut 50 Finalisten hatten das Thema höchst unterschiedlich interpretiert: Zu sehen war unter anderem ein Kunstwerk, das Blinde ebenso wie Sehende ansprechen soll. Der Aachener Maler Viorel Chirea dagegen präsentiert auf extrem querformatigen Leinwänden Autobahnlandschaften im klassischen Duktus eines Ölgemäldes, aus der Perspektive eines Autofahrers gemalt. Als beim Publikum umstritten, aber deshalb umso gewinnbringender für die Aussteller erwiesen sich die großformatigen "Toon Pins" des Allround-Designers und Schnellkarikaturisten Oscar Barrientos, in denen sich Cartoon, Erotik und Karikatur mischen. Barrientos locke vor allem ein junges Publikum, freut sich der Organisator Wolfgang Wunderlich. Wann die Jury ihre Wertung bekannt geben wird, steht allerdings noch nicht fest. Die Ausstellung der Finalisten wird jedenfalls laut dem früheren Stuttgarter Kulturamtsleiter Wolfgang Ostberg im Sommer auch im Stuttgarter Zentrum für E-Mobilität zu sehen sein.
Das gilt auch für jenen Chrysler Voyager, den der Autohausbesitzer Thomas Brunold für eine Performance im Rahmen der Schau zur Verfügung gestellt hat. Die Künstler Melanka Herbut und René Schrei fotografierten von Samstagmittag an Besucher der Ausstellung, und beklebten mit den Blättern das Auto. Das "Car-Wrapping" soll es zur mobilen Reflexion über die Fortbewegung machen. "Wir wollten die Konzeptkunst beflügeln", sagt Ostberg.
Von den zahlreichen Besuchern, die sich im Erdgeschoss zwischen den Antiquitäten drängelten, fand zwar nur ein Teil zu den internationalen
Kunstschaffenden auf der Galerie. Dennoch zeigte sich Wolfgang Wunderlich vom Stuttgarter Verein Syrlin mit dem Besuch seiner Kunstmesse zufrieden. "Der Zuspruch des Publikums ist dieses Mal sehr erfreulich", sagte er, "wir haben an den Ständen höchst interessante Gespräche." Zufrieden ist Wunderlich auch mit dem Synergieeffekt zwischen der Kunst- und der Antikmesse: Beide zögen ein Publikum an, das einen Sinn für bleibende Werte habe. Ganz einfach ist die Koexistenz der beiden Messen aber offenbar nicht, die Künstler legen jedenfalls Wert darauf, sich abzugrenzen.
Mit dem Besucherandrang ist auch Roland Mezger zufrieden, der für die Antiquitätenmesse verantwortlich zeichnet. Dass deutlich mehr Besucher
gekommen seien als im letzten Jahr, hätte die Händler veranlasst, bereits jetzt ihre Stände bei der nächsten Messe zu buchen. "Wir werden weiter wachsen", freute er sich.